Der Stöckberg-Hannes wurde 1988 von einigen Fasnetbegeisterten, die die Narrenvereinigung Oberstetten ins Leben gerufen haben, als Narrenfigur ausgewählt. 1989 wurde der Stöckberg-Hannes mit 50 Maskenträgern und 20 Kindern beim Oberstetter Umzug der Öffentlichkeit vorgestellt.Heute ist die Gruppe auf ca. 250 Maskenträger und 30 Kinder angewachsen. So wie man andernorts unartigen Kindern mit dem „schwarzen Mann“ drohte, musste in Oberstetten immer schon der Stöckberg-Hannes als Mahnmittel herhalten, wenn die elterliche Dominanz versagte. Aber selbst den Erwachsenen lief ein kleiner Schauer über den Rücken, wenn sie sich auf den Weg zum Tanz nach Meidelstetten machten. Mutig nahmen die meisten die Abkürzung über den Stöckberg um nächtlings zu Fuß oder mit dem Fahrrad ins Nachbardorf zu gelangen.Gesehen hat den Stöckberg-Hannes, das knorrige, wilde Wurzelmännchen, das sich zwischen den Hecken auf dem Stöckberg versteckt hält, um die Oberstetter zu erschrecken, noch keiner. Doch die Mär um ihn ist nach wie vor sehr lebendig.
Der Stöckberg-Hannes hat ein hinterlistiges Lachen, das sein ganzes Gesicht in Falten und seine Augen in Schlitze legt. Er hat einen wilden Vollbart, wullstige Augenbrauen und frech zeigt er seine Zungenspitze im Mundwinkel. Der Stöckberg-Hannes trägt einen grauen Spitzhut aus Filz auf seiner zotteligen Haarpracht. Sein einfacher blauer Bauernkittel ist in der Hüfte mit einem Seil gebunden. Er hat grüne Pumphosen, graue, wollene Kniestrümpfe und schwarze, knöchelhohe Schnürstiefel an. Zum Häs gehören noch ein rotes Halstuch, schwarze Handschuhe und ein Stock oder Stecken, der mit Schellen und Glocken verziert ist.
Die Gesichter der Bondschua sind im Detail alle verschieden. Es gibt welche mit und manche ohne Bart, einige haben Narben, verschobene Nasen usw. Dennoch haben sie alle den gleichen wutentbrannten Ausdruck. Sie stellen die einfachen Bauern dar, denen der Ärger und der Mißmut ins Gesicht geschrieben steht. Ihr Häs lehnt sich an die Kleidung jener Zeit an. Sie tragen eine schlauchartige schwarze Kappe, darunter ein Kapuze, dazu noch ein schlicht geschnittenes Oberteil mit den hellen Ärmel des Unterkleides. Die Hose ist in die kniehohen Bundschuhe gestopft. Diese Schuhe sind schwarz und werden von roten Riemen gehalten. Desweiteren gehört noch ein schwarzer, breiter Gürtel und schwarze Handschuhe zum Häs. Das Häs selbst ist in verschiedenen Kombinationen in den Farben Rot und Braun gehalten. Die Bondschua tragen als „Waffen“ Werkzeuge wie Beile, Äxte oder Gabeln. Ein Bondschua trägt das Banner mit dem Symbol des gebundenen Schuhs an der Spitze der Gruppe bei den Umzügen.
Nach längerer Planung entwarfen wir 1994 unsere zweite Maske und Häs. Der Bondschua konnte 1995 zum ersten Mal bei den Umzügen mitlaufen. Die Gruppe besteht aus ca. 50 Maskenträgern und 15 Kindern. Die Oberstetten werden jeher von den umliegenden Ortschaften mit dem Necknamen Bondschua belegt. Der geschichtliche Hintergrund liegt im 16. Jahrhundert, in der Zeit des großen deutschen Bauerkrieges (1524-1525). Die Aufständischen hatten als ihr Symbol einen Bundschuh, also einen einfachen Bauernschuh. Die Freiheitsforderungen der Bundschuh beriefen sich auf die Bibel, sie forderten die Abschaffung all dessen, was nicht in dem heiligen Buch bezeugt war (zum Beispiel die weltliche Herrschaft der geistlichen Landesfürsten). So wurde auch das damalige Zwiefalter Gehöft Maßhalderbuch sowie das Kloster selbst von den Untertanen überfallen und geplündert. Der Abt von Zwiefalten sah von einer Bestrafung seiner Bauern ab.
Der Oberstetter Narrenverein nahm nach der Gründung 1989 schnell an Mitgliedern zu und konnte sich auf den Umzügen gut präsentieren. Die Maskenträger hatten immer viel Spaß bei den Umzugsteilnahmen. Es gab nur einen Nachteil: wir hatten keine eigene Musikkapelle, die immer dabei war. So kam es, dass im Herbst 1991 die Lombakapell ins Leben gerufen wurde. Die Gründung einer eigenen Lombakapell weckte großes Interesse bei den Oberstettern. Es meldeten sich auf Anhieb ca. 20 Personen, die den Narrenverein musikalisch begleiten wollten. Es war ein bunter Haufen aus Musikern, ehemaligen Musikern und Personen, die nicht einmal Noten lesen konnten.
So bunt die Mischung der Mitglieder der Lombakapell war, so bunt war auch die Instrumentenbesetzung. Die Instrumente wurden auf Dachböden „ausgegraben“, auf Flohmärkten zusammengesucht oder auch gespendet. Es war egal ob die Instrumente vom Klangbild zusammenpassten, Hauptsache es kam ein Ton heraus und wenn er auch noch so krumm war. Die Lombakapell erfreut die Maskenträger bei den Umzügen sowie in den Besenwirtschaften und überall, wo sie gerade lautstark Ihre Instrumente quälen. Mittlerweile hat die Lombakapell ca. 30 Mitglieder mit zum Teil neuen Instrumenten. Das Repertoir besteht inzwischen aus mehr als 50 Liedern, die mittlerweile melodisch und schön anzuhören sind.